Die letzten zwei Jahre vergingen wie im Flug. Mein ganzes Leben hat sich vollkommen verändert. Mit den Pferden kam eine berufliche Veränderung, und mit der Selbständigkeit neue Tagesabläufe.

Wenn sich Dinge grundlegend ändern, scheint die Zeit umso schneller zu vergehen. Und es haben sich die Dinge so grundlegend geändert. Meine Pferde haben mein Leben regelrecht neu geordnet.

Vor etwas mehr als einem Jahr trat ein wunderbares Wesen in mein Leben. LUNA, eine junge Norikerstute hatte damals entschieden, dass ich ihr neuer Besitzer sein sollte. Da sie mit ihren 3 1/2 Jahren noch ziemlich roh war, und daher sehr viel Betreuung brauchte hatte sie offenbar auch schon einkalkuliert. 

Man könnte auch sagen "Hochmut kommt vor dem Fall". Da hat man ein neues Ziel vor Augen. Bis dato ungewohnt und neu, aber mit viel Zuversicht und einer gehörigen Portion Naivität ging ich an die Sache ran. Schließlich hatte ich noch nie ein Pferd, und ausgebildet hab ich schon gar keins. Hinzu kam, dass ich selbst nicht reiten kann. Die Mischung junges Pferd und Nichtreiter löst bei vielen Leuten nur Kopfschütteln aus.. Ich aber war und bin immer noch vollkommen davon überzeugt, dass wir ein gutes Team sind und beide sehr viel lernen werden. 

Bis vor wenigen Monaten war alles ganz klar geregelt, eingeteilt und geordnet. Die Tage und Wochen nahmen den gewohnten Verlauf - Arbeit und Freizeit wechselten sich ab. Routine und Gewohnheiten bestimmten die Zeit und vermittelten eine so trügerische Sicherheit, und Stabilität. Irgendwie war es schon fast langweilig. Und wie ein Wink aus heiterem Himmel, wie eine Bestimmung oder Wegweiser war da eine scheinbar unumstellbare Weiche. Die alten Gleise mussten verlassen werden, ohne eine Möglichkeit der Wahl. 

05irgendwas...der Radiowecker trällert zum ersten Mal an diesem Tag ein Liedchen. Im Laufe des Tages wird er Dieses auf Grund der Programmvielfalt wohl noch gefühlte 15 mal tun. Raus aus den Federn, ins Badezimmer und rein in den Tag.

Den Arbeitstag strukturiert, Zeitplan gemacht und möglichst alles mit gutem Wissen und Gewissen, und vor allem mit Herz erledigt.....

Wie leicht ist doch alles geworden. Für nichts muss man sich wirklich anstrengen. Sogar die Sorgen sind in eine schon fast abgehobene Nichtigkeitsecke gedrängt. Da wird diskutiert ob man im Gleichberechtigungswahn (nicht Gender...das ist was Anderes ....weiss nur keiner) nun auf männliche Ausdrücke verzichten soll, oder ob ein generelles Rauchverbot in öffentlichen Gebäuden nun auch generell im Rest der Welt gelten soll. Schockiert reagieren Politiker, weil plötzlich im Führungskreis keine Frau mehr zugegen ist, und diskutieren wie man diesen existenzbedrohenden Zustand wieder abändern könnte. 

Es ist ein ganz seltsames Gefühl. Alles ist in Ordnung. In der Arbeit läuft es einigermaßen, zumindest gibt's Arbeit in Massen. Zu Hause, ja da passt es auch. Die Hobbies plätschern so dahin ....alles Gut, wenn da nicht so kleine Stolpersteine wären.

Es mag vielleicht an den Medien - oder genauer -  der Verfügbarkeit von Informationen liegen, aber ich hab einfach den Eindruck, dass um uns herum alles den Bach runter geht. 

Nicht genug, dass aus aller Welt Kriegsnachrichten auf uns einprasseln, selbst in unserer nächsten Nähe erfährt man kaum noch Positives.  

Und da ist sie wieder - die Motiviation. Ich dachte schon, dass meine Kellerwerkstatt richtig verstauben könnte. Inzwischen dürfte sich die Sinuskurve des Lebens gerade wieder im Aufschwung befinden.

Es ist eigentlich recht verwunderlich. Da kriegt man eine neue berufliche Aufgabe, anspruchsvoll und herausfordernd. Man wirft sich mit vollem Einsatz hinein, und die Dinge entwickeln sich, Lösungen gehen leicht von der Hand, und so wie die Tage dahinhuschen, wächst und gedeiht das Projekt.

...und irgendwann wird es mühsam....

Nach einer beruflich erzwungenen Schaffenspause könnte ich jetzt eigentlich wieder in der Kellerwerkstatt loslegen. Wenn da nicht der viele Schnee wäre, der den Restcontainer der nahegelegenen Maschinenbaufabrik bedeckt, und daher meine Rohstoffquellen vorerst nicht freigibt.

Es kann sein, dass ich ein besonders ungeduldiger Mensch bin. Vielleicht geht es nur mir so, aber es gibt Tage, da bräuchte ich fast 30 Stunden oder mehr, um alle Vorhaben unterzubringen. Da dreht sich das Hamsterrad dann schneller und schneller, und gelegentlich fällt mir sogar auf, dass ich ungemein hektisch durch den Tag rase.

Der Titel klingt vielleicht etwas irreführend. Normalerweise startet mit den herbstlichen Temperaturen und den kürzeren Tagen die Modellbausaison. In meiner Kellerwerkstatt herrscht derzeit eine ähnliche Stimmung wie in einem Klassenzimmer während der Sommerferien.

Gut Ding braucht Weile! Früher schrieb ich immer Gut Ding braucht FEILE. Ohne Fräsmaschine sind dem Funktionsmodellbau natürlich Grenzen gesetzt. Zwar konnten Feinmechaniker früher auch so ziemlich alles auch ohne Fräsmaschine herstellen, aber der Arbeitsaufwand, und vor allem die zeitliche Belastung waren schon enorm. 

Nach einigen Spielereien mit "Dampfmodellen" die nur mit Druckluft betrieben wurden, wagte ich mich in die wundersame Welt des Echtdampfes.

Was zuerst als recht leichte Fingerübung gedacht war, entpuppte sich als arbeitsintenive Lernarbeit.

Wer kennt das nicht. Da hat man ein neues Projekt, die Zeichnungen sind fertig, die Ideen alle zu Papier gebracht, und man ist der festen Überzeugung, dass diesmal auch wirklich alles bedacht wurde.

Nachdem Dampfi07 fertiggestellt ist, und sogar läuft (!) machte ich hitzebedingt und demotivationsgebremst eine kleine Baupause.

Auf der Suche nach einem neuen Projekt boten sich verschiedenste Modellrichtungen an. Aber schlussendlich wollte ich diesmal wirklich was mit Dampf machen.

Grundsätzlich bin ich ja ein durch und durch positiv eingestellter Mensch. Das kommt wahrscheinlich daher, dass ich im Sinne von "es wird alles gut" erzogen wurde. Ebenso spielt hinein, dass ich eine Allergie gegen Falschheit, Intriegen und Tricksereien habe.