Wenn der Weg plötzlich in eine ganz andere Richtung geht....

Bis vor wenigen Monaten war alles ganz klar geregelt, eingeteilt und geordnet. Die Tage und Wochen nahmen den gewohnten Verlauf - Arbeit und Freizeit wechselten sich ab. Routine und Gewohnheiten bestimmten die Zeit und vermittelten eine so trügerische Sicherheit, und Stabilität. Irgendwie war es schon fast langweilig. Und wie ein Wink aus heiterem Himmel, wie eine Bestimmung oder Wegweiser war da eine scheinbar unumstellbare Weiche. Die alten Gleise mussten verlassen werden, ohne eine Möglichkeit der Wahl. 

Ein Wesen trat in mein Leben, oder besser gesagt: Es war einfach da! Groß schwarz mit riesigen Augen und um ehrlich zu sein, in den letzten 40 Jahren gar nicht so mein Ding. Aber vom ersten Augenblick an, gehörten wir zusammen. Da gab es keine Alternative. Obwohl sich die Umstände gar nicht so positiv präsentierten. Ich mit meinen 100000 Hobbies, rastlos und ständig in Bewegung und auf der anderen Seite diese Pferd, noch im Besitz einer nicht ganz so talentierten Pferdehalterin. 

Das Pferd wurde von ihr behandelt wie ein Motorrad. Es sollte als Freizeitsportgerät herhalten und sonst möglichst unauffällig bleiben. Hinzu kam, dass das Tier sehr jung, und eigentlich noch ein Pferdekind war. Unausgebildet, vernachlässigt und abgemagert die einen Seite, vollkommen unerfahren was Pferde betrifft die andere Seite - so trafen wir aufeinander. Und von der ersten Sekunde an war klar, wir gehören zusammen. Die Überredung zum Verkauf war die kleinste Hürde. Es folgten Wochen und Monate des Lernens und Übens, wobei nicht so ganz klar war wer mehr zu lernen hatte. 

Aber in ganz vielen kleinen Schritten ging es voran. Vom rüpelhafen Jungpferd das weder Halfter, noch Zaumzeug und schon gar nicht Hufeheben kennt, über den Anfänger der nie auf einem Pferd sass und vor dem 800kg Tier einen heiden Respekt hatte, entwickelten wir uns zu einem äußerst sensiblen und feinfühligen Reitpferd das beim Schmied steht als ob es nie was anderes gemacht hätte und den Reitanfänger bis jetzt nur zweimal absetzte :-) Wobei das Pferd hier die geringste Schuld trug - Ich hätte einfach nur oben bleiben sollen. 

Nun vergeht Stunde um Stunde mit immer neuen Erfahrungen und Lernerfolgen, aber auch manch kleinerer Rückschritt.

Nun bin ich restlos davon überzeugt, dass mir meine Norikerstute mehr über mich selbst beigebracht hat, als ich jemals in den letzten 40 Jahren lernen hätte können. Und am wichtigsten erscheint mir die Erkenntnis, dass es kein Niemals, kein Unmöglich und schon gar nicht ein ICH SICHER NIE gibt.

 

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